Wo ist Ihr Atelier?
Mein Atelier befindet sich im Herzen von Murnau am Staffelsee. Dort habe ich ein lichtdurchflutetes Atelier in einem alten historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Beim Blick aus einem meiner vielen Fenster, sehe ich nicht nur die Berge, sondern auch das Haus von Gabriele Münter, in dem sie zusammen mit Wassily Kandinsky gelebt und gearbeitet hat. Die weltberühmten „Blauen Reiter“ um Franz Marc, Ackermann, Campendonk, Jawlensky, Klee und Kubin verbrachten ihre Tage gemeinsam mit Münter und Kandinsky am Staffelsee. Mit Gabriele Münter fühle ich mich verbunden, sie inspiriert meine Arbeit. Oft suche ich die Orte auf, wo sie mit ihrer Staffelei gestanden und gemalt hat. Das sind ganz besondere Momente. Noch heute geht von Murnau eine ganz einzigartige Magie aus, es ist nicht nur das besondere blaue Licht, sondern auch die Aura dieser besonderen Künstlerpersönlichkeiten.
Wie ist Ihr Atelier organisiert und wie würden Sie das Ambiente in Ihren Arbeitsräumen beschreiben?
In meinem Atelier herrscht organisiertes Chaos. Im Malprozess lasse ich allem freien Lauf. Unzählige Pinsel und Arbeitsmaterial stehen über Tage im Wasser und warten auf ihren Einsatz. Farben in allen Variationen finden sich in großen Farbschalen wieder. Das ist das Ambiente, das ich brauche, damit meine Kunst entstehen kann. Erst nach Beendigung der einzelnen Projekte, lege ich klassische Aufräum-Tage ein. Meine lichtdurchfluteten Räumlichkeiten bieten die ideale Kulisse, damit meine kraftvollen, energiegeladenen Werke entstehen können. Der alte rote Ohrensessel meiner Großmutter lädt mich ein, zu verweilen und meine Werke zu betrachten. Musik, je nach Stimmung, darf nie fehlen. Ausnahme von meinem kreativen Chaos ist mein Büro. Hier brauche ich absolut notwendig eine strukturierte Ordnung, um nicht im totalen Chaos zu versinken.
Wie können Ihre Werke dazu beitragen, die Atmosphäre eines Raumes zu definieren oder zu verändern?
Mich erreichen immer wieder Feedbacks meiner Kunden, die erstaunt und glücklich sind, wie perfekt sich das Gemälde in ihr Ambiente einfügt. Im Malprozess mache ich mir allerdings keine Gedanken über diese Außenwirkungen, vielmehr geben meine Bilder einen tiefen Einblick in die Vielfalt menschlicher Emotionen und in die Natur. Konzipiere ich allerdings bewusst eine Auftragsarbeit für einen Raum, lasse ich mich natürlich von den gegebenen Räumlichkeiten inspirieren. Auch die Farbpsychologie spielt in so einem Fall eine große Rolle. Statte ich kleine Räume aus, achte ich darauf, dass das Bild in seiner Farbegestaltung und seiner perspektivischen Wirkung den Raum öffnet und vergrößert. Bei einer Auftragsarbeit für ein Münchner Hotel, war es mir wichtig, dass die Bilder in den einzelnen Räumen ihre Betrachter dazu einladen, in das Gemälde einzutauchen. Die perspektivische Wirkung und die Tiefe der Bilder, hatte für die Räume eine enorme Wichtigkeit. Mit der Platzierung meiner Werke möchte ich erreichen, dass sich der Raum zu einem harmonischen Ganzen fügt, in dem sich die Menschen in diesem Raum oft gar nicht bewusst sind, warum sie sich so wohl fühlen. So kann ein Bild an einen präsenten Platz hängen, an dem die Betrachtenden in die direkte Kommunikation gehen, oder das Bild hängt an einem vermeintlich nicht präsenten Platz, wo es dennoch seine volle Wirkung entfalten kann.
Welche Materialien und Techniken bevorzugen Sie, und wie könnten diese die Atmosphäre eines Raumes beeinflussen?
In meiner Malerei verwende ich verschiedenste Materialien. Ich arbeite in einem vielschichtigen Verfahren mit Acryl-Farben, wobei ich in einer Mixed-Media-Technik auch viele Stoffe und weitere, besondere Naturmaterialien verwende. Es entstehen auch Serien, in denen ich auf schwerem Rohleinen aus der Provence, oder auf altem Stadl-Holz aus Bayern arbeite. Diese besonderen Materialien vermitteln dem Raum eine warme, einzigartige Atmosphäre. Für die Materialgewinnung schäle ich in meinem Sommeratelier auf Mallorca z.B. Palmenrinde in dünnste, feinste Schichten, deren Fasern ich dann in meine Bilder mit einarbeite. Oder ich mache mich auf die Suche nach altem Stadl-Holz, welches ich dann von meinem Schreiner trocknen, aufarbeiten und zu einem Malgrund zusammenfügen lasse. Oft besitzen meine Bilder auch eine besondere Tiefenwirkung, indem ich die Betrachtenden einlade, visuell in das Gemälde einzutreten. Diese Tiefenwirkung erreicht die Öffnung des Raumes in eine weitere Dimension.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus, und haben Sie bestimmte Routinen, die Sie als essentiell für Ihre Produktivität betrachten?
Betrete ich mein Atelier, öffne ich zuerst alle meine großen Fenster und schalte die Musik an. Dann setze ich mich in den alten, roten Ohrensessel meiner Großmutter und betrachte mit einer Tasse Kaffee die Arbeiten des Vortages. Erst dann entscheide ich, ob ich in den kreativen Prozess der Malerei gehe, oder ob ich noch keinen Zugang finde und mich erst mit Aktivitäten wie Pinsel auswaschen, Farbtöpfe befüllen oder z. B. Arbeiten, die abgeschlossen sind zu lackieren. Am Ende eines Arbeitstages falle ich wieder in den roten Ohrensessel, diesmal allerdings eher mit einem Glas Rotwein und lasse mein Tageswerk auf mich wirken. Dann schalte ich die Musik aus, lösche das Licht und verlasse das Atelier. Spezifische Gewohnheiten, die mir helfen produktiv zu bleiben ist der tagtägliche Gang in mein Atelier, der mir hilft im Flow und der Energie zu bleiben. Dabei kommt es oft vor, dass im Malprozess schon die Ideen für weitere Bilder oder Serien entstehen. Pausen sind mir wichtig, um immer wieder meine Arbeit zu reflektieren. Dabei trete ich regelmäßig von der Staffelei zurück und verweile für einen Blick von „Außen“.
Hören Sie Musik oder andere Klänge während Sie arbeiten? Wie beeinflusst das Ihre kreative Arbeit?
In meinen Bildern geht es um Seelen, um innere Prozesse, um den Geist der Natur, starke Personen und einer Atmosphäre der Melancholie und Herzenswärme. Darum ist Musik ein ganz wichtiger Teil meiner Arbeit. Diese wähle ich nach meiner Stimmung aus, ganz oft ist es aber auch so, dass Musik läuft, die meine Arbeit unbewusst beeinflusst. Dann greife ich evtl. zu Farbkompositionen, oder vollziehe Pinselstriche, die durch den Impuls der Musik beeinflusst sind. In meiner Serie LebensStücke habe ich einige Bilder nach bekannten Musikstücken gemalt. Zum Beispiel La Bohème von Charles Aznavour inspirierte mich zu einem stark emotionalen Frauenporträt. Oder „Heroes“ von David Bowie ermutigte mich zu einem ganz besonderen Porträt dieses Künstlers, um nur zwei Beispiele zu nennen. Meine Playlists reichen von Klassik über Jazz, Soul bis hin zum Chanson.
Gibt es ungewöhnliche oder persönlich bedeutsame Gegenstände in Ihrem Atelier, und welche Bedeutung haben sie für Sie?
Hier möchte ich wiederholt, den alten großen roten Ohrensessel meiner Großmutter erwähnen. Dies ist der Platz für Inspiration, Reflektion und Rückzug. Er ist die Base in meinem Atelier. Außerdem habe ich viele alte Vogelkäfige von der Finca meines Vaters auf Mallorca gesammelt, die mir als Pinselhalter dienen. Sowie alte Tongefäße, die mich an meine Kindheit im Süden erinnern und die ich als Sammelbehälter für Malutensilien nutze. Auch die massive Staffelei mit Kurbel, die mir mein Vater schon zu Lebzeiten vererbt hat, hat für mich eine große emotionale Bedeutung.
Was inspiriert Sie?
Ich bin ein sinnlicher Mensch und nehme meine Umwelt mit allen meinen Sinnen wahr. Dadurch erspüre ich innere Prozesse und den Geist der Natur und lasse diese auf mich wirken. Ich habe feste Rituale, die es mir ermöglichen, die Bodenhaftung nicht zu sehr zu verlieren. Ich wohne in einer wunderschönen Landschaft und gehe morgens in der Natur laufen. Dort nehme ich schon meine ersten Eindrücke auf, die in meine Bilder mit einfließen. Alle Gedanken in meinem Kopf kann ich auf diese Art und Weise ordnen und sortieren. Ich bin täglich in meinem Atelier, einem Raum, in dem die Energie fließt. Ich lasse mich ständig von vielen Dingen inspirieren, von Menschen, Musik, Gerüchen und Stimmungen, die mir im Alltag und auf meinen Reisen begegnen.