Wo ist Ihr Atelier?

Als Mensch, der nichts verpassen möchte, habe meinen idealen Spot gefunden: An der Schnittstelle zwischen pulsierendem Stadtleben und der Natur im Isartal, südlich von München. Mein Atelier ist ein Ort, wo ästhetische und funktionale Elemente zusammenspielen, ein Raum der mir die Atmosphäre und Inspiration bietet, um aufwändige und hochwertige Kunst zu kreieren. Ein altes, Vintage-Ledersofa neben unfertigen Bildern, mein Arbeitstisch voller Ideen und Entwürfe. Hier liegen Druckvorlagen, Siebe und Schablonen für den Siebdruck, aber auch Pigmente, Acrylfarben und Leinwände. Dazwischen alte Schallplattencover, Werbeposter und Bücher, die ich komplett zerlege und in meinen Kunstwerken zu neuen Arrangements remixe.

Wie ist Ihr Atelier organisiert und wie würden Sie das Ambiente in Ihren Arbeitsräumen beschreiben?

Auf den ersten Blick mag das alles chaotisch wirken - aber für mich sind das die Strukturen, um meine rebellische Kreativität ausleben zu können: Alles muss griffbereit sein, ich brauche die volle Kontrolle über meine Materialien und Werkzeuge. Immer an mehreren Projekten gleichzeitig, mein kreativer Flow duldet keinen Stillstand. Meine hochwertigsten Arbeiten entstehen in Kooperation mit einer Siebdruckwerkstatt, die diese handwerkliche Tradition mit viel Engagement und Aufwand schon seit Jahrzeiten betreibt. Dort finde ich die Infrastruktur, die die besondere Qualität in meiner Kunst ausmacht: Dunkelkammer, Drucktische, Nassräume – die ganze Technik, die man für diese Art von Präzisionsarbeit eben braucht. Ein Kontrastprogramm, fast schon ein Kampf zwischen kreativer Freiheit und technischer Disziplin. Aber genau dieser Mix bringt mich weiter.

Wie können Ihre Werke dazu beitragen, die Atmosphäre eines Raumes zu definieren oder zu verändern?

Jedes meiner Kunstwerke interagiert mit dem Raum und ich liebe es, diese Spannung zu erleben. Wie Kunst und Raum miteinander spielen, fast schon kämpfen, bis sich etwas völlig Neues daraus entwickelt. Manchmal ist ein Showroom wie gemacht für eines meiner Artworks, als wäre er der perfekte Ort, damit die Kombination aus künstlerischen Techniken und Materialien ihre volle Wirkung entfalten kann. Aber das Spannende ist: Man weiß nie genau, was passiert. Bis das Werk endgültig hängt. Jede Hängung kann den Raum komplett verändern – oder die Kunst. Und das Beste daran: Diese unvorhersehbaren Vibes zu spüren, wenn meiner Werke in Ausstellungen oder den Räumen von Sammlern plötzlich in einer Weise wirken, die vielleicht nirgendwo sonst möglich wäre.


Welche Materialien und Techniken bevorzugen Sie, und wie könnten diese die Atmosphäre eines Raumes beeinflussen?

Meine Kunst ist ein bewusstes Spiel mit drucktechnischen und malerischen Elementen, das weit über die Leinwand hinausgeht. Ein perfektes Beispiel aus Material und Komposition ist meine Neon-Installation „HANG THE DJ“, die den Raum in kühles, blaues Licht taucht und damit die Atmosphäre verwandelt, alles in eine andere Dimension rückt. In einer meiner Galerieausstellungen, kombiniert mit einem DJ und dem passenden Soundtrack, wurde der Raum so zu einer komplett neuen Erlebniswelt. Es ist diese Symbiose aus Bild, Sound und Raum, die den eigentlichen Kick gibt und die klassischen Erwartungen komplett sprengt. Das ist, was ich will: Kunst, die nicht nur betrachtet wird, sondern die dich voll und ganz vereinnahmt.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus, und haben Sie bestimmte Routinen, die Sie als essentiell für Ihre Produktivität betrachten?

Die kreative Revolution in meinem Kopf startet gleich nach dem Aufwachen mit 
einem guten Espresso aus der Siebträgermaschine. Hier muss das Design und die Qualität stimmen, genauso wie in meinen Artworks. Ich nutze diese Energie sofort, um neue Konzepte zu entwickeln und mir klarzumachen, welches meiner Projekte heute Aufmerksamkeit braucht. Weil nichts stagnieren darf und ich an mehreren Werken gleichzeitig arbeite. Wenn ein Bild auf Trocknungszeit besteht, springe ich zum nächsten. Ich liebe diesen individuellen, aber kontrollierten Prozess - genau mein Tempo, das ich brauche, um meine Impulse ungebremst rauszulassen.

Hören Sie Musik oder andere Klänge während Sie arbeiten? Wie beeinflusst das Ihre kreative Arbeit?

Eigentlich immer – und am liebsten auf meiner alten Braun-Anlage, einem Design-Klassiker. Musik hat einen enormen Einfluss auf meine Kunst. Nicht nur im kreativen Prozess, sie fließt direkt in meine Werke ein, z.B. wenn ich aus Vintage Schallplattencovern neue Kunstwerke mit Songtexten entstehen lasse. Oder analoge elektronische Musikinstrumente mit Siebdrucken und Songzitaten neu interpretiere. Beim Arbeiten höre ich alles, von Ambient House über Punk Rock bis hin zu Metal, Hauptsache es ist abseits des Mainstreams. Besonders in intensiven Phasen, wenn die Musik mich richtig abholt, kann ich mich komplett in meinen Gedanken verlieren und die Welt um mich herum vergessen – und diese Energie 1:1 in meine Kunstwerke einfließen lasen.


Gibt es ungewöhnliche oder persönlich bedeutsame Gegenstände in Ihrem Atelier, und welche Bedeutung haben sie für Sie?

Ich habe zwei ganz besondere Gegenstände, beides Symbole meiner künstlerischen Freiheit und Herangehensweise:  Ein Postkarten-Multiple von Joseph Beuys, dessen Kunst ich zunächst komplett abgelehnt hatte, und der mir schließlich die Augen geöffnet hat, die Grenzen des Gewöhnlichen zu verlassen und mich konzeptionell und philosophisch zu öffnen. Dann gibt es diesen alten, hölzernen Siebdruckrahmen, den ich in Barcelona gefunden habe, einfach so, am Straßenrand. Das war für mich der Impuls, mich mit dieser Drucktechnik intensiver auseinanderzusetzen und zu einem charakteristischen Element meiner Kunst zu machen. Seitdem begleitet er mich im Atelier. Mit ihm breche ich Strukturen auf, füge Typographien hinzu, zerstöre und erschaffe gleichzeitig. Diese zwei Objekte stehen für das, was ich verkörpere: den Mut, alte Wege zu verlassen und neue zu bahnen, immer auf der Suche nach dem Unerwarteten.

Was inspiriert Sie?

Meine Neugier, neue Dinge zu entdecken und zu hinterfragen, sie aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und Widersprüche sichtbar zu machen. Die Ungerechtigkeiten und Veränderungsprozesse, die unsere Gesellschaft prägen – von Konsumkritik bis hin zu sozialen Missständen. Ich möchte diese Themen in meiner Kunst unvoreingenommen und kompromisslos sichtbar machen – ästhetisch und kompositorisch, über die Texte und Schriftzeichen manchmal auch poetisch.
Die Kunst ist mein Werkzeug, um das Bekannte zu hinterfragen und das Unbekannte willkommen zu heißen. Damit möchte ich neue Perspektiven eröffnen, um ein tiefes Bewusstsein für die eigenen ambivalenten Gedanken und Emotionen zu entwickeln.