Wo befindet sich Ihr Atelier?
Mein Atelier liegt in Bellmund, im malerischen Dreiseenland, am Jurasüdfuss. Das Atelier ist direkt ans Wohnhaus angebaut, ländlich gelegen, am Rande eines Dorfes mit einmaliger Weitsicht - bei gutem Wetter bis hin zu den Alpen. Bellmund ist eine Vorortsgemeinde von Biel, eine halbe Stunde von Bern entfernt.
Wie ist Ihr Atelier organisiert und wie würden Sie das Ambiente in Ihren Arbeitsräumen beschreiben?
Im Eingangsbereich befindet sich der Schauraum mit aktuellen Bildern und Katalogen, einem Bilderarchiv, einer Nasszelle und Toilette. In einem abgetrennten Bereich habe ich mein Büro eingerichtet. Eine kleine Treppe führt in den rund vier Meter hohen und zehn Meter langen Arbeitsbereich mit zwei Fensterfronten. Die gegenüberliegende Wand dient hauptsächlich als Arbeitsfläche. Die meisten Werke entstehen hier an dieser Wand. In den hohen Regalen, die bis an die Decke reichen, stapeln sich die fertigen Bilder und rohen Leinwände. Direkt an dieser Wand befindet sich meine Farbküche – verschiedenste Pigmente stehen bereit, um mit dem entsprechenden Binder frisch angerührt auf den Leinwänden verarbeitet zu werden. Kürzlich schrieb eine Besucherin folgendes: „Es war, wie wenn ich in einen sehr persönlichen Schaffensraum eingetreten wäre, den ich noch nicht kannte, und bei dem fertige, und noch zu entstehende Werke im Raum auf einander prallten. So empfand ich eine Sensibilität im Raum und ein mich Zurücknehmen“.
Wie können Ihre Werke dazu beitragen, die Atmosphäre eines Raumes zu definieren oder zu verändern?
Rückmeldungen von Kunden geben Hinweise wie folgt: Deine Bilder sind eben "Musik fürs Auge", unverkennbar und spannend, auch faszinierend, einfach schön! Auf mich jedenfalls haben deine Bilder "Motivationspotential", eine erquickende Wirkung – und das nicht nur fürs Auge. Eine Besucherin meiner jüngsten Ausstellung kam neulich begeistert auf mich zu und sagte: „Deine Bilder sind frech in Form und Farben, mit wilder, tiefer Farbigkeit und überraschenden Effekten in gehauchten oder lauten Kontrasten. Spannende Farbkombinationen, die überraschen und fesseln.“ Und immer wieder erwähnen die Betrachter die positive, lebensbejahende Kraft und Dynamik in den Bildern.
Welche Materialien und Techniken bevorzugen Sie, und wie könnten diese die Atmosphäre eines Raumes beeinflussen?
Leinwände, Büttenpapiere und Holzbretter sind meine häufigsten Malgründe, die ich mit Pinsel, Spachtel und den Händen bearbeite. Vorwiegend arbeite ich mit Ölfarben, Pigmenten und Acrylfarben. Letztere bereite ich auch immer wieder in meiner Farbpigmenten-Küche frisch zu. Die Frische und Leuchtkraft der Farben verbreiten eine starke und positive Ausstrahlung in den Räumen. Ein Kunde erzählte mir, dass er sich nachts, wenn er nicht schlafen könne, vor eines meiner Musikbilder setze, einige Minuten davor verharre um danach wieder beruhigt einschlafen zu können. Eine Kundin blieb an einer Ausstellung vor einem grossen Bild gebannt stehen und meinte, beim Betrachten des Bildes könne sie förmlich ihr Lieblingsparfüm riechen. Andere berichten mir, dass sie auch nach Jahrzehnten noch immer dieselbe Faszination verspüren, wie beim Kauf der ersten Werke von mir.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus, und haben Sie bestimmte Routinen, die Sie als essentiell für Ihre Produktivität betrachten?
Die wichtigste Routine bei meiner Arbeit ist stets meine innere Befindlichkeit zu ergründen und wahrzunehmen. Mit welcher Musik kann ich mich heute am besten identifizieren? Wo ereignet sich die beste Resonanz, welche Frequenzen klingen am stimmigsten? Es kann sein, dass ich längere Zeit brauche, bis ich die entsprechende Musik gefunden habe, mit der ich arbeiten kann. Und im Vorfeld entscheide ich aus der Fülle von Möglichkeiten. Will ich zuerst neue Keilrahmen zusammenbauen, Leinwände zuschneiden und aufspannen, oder bereite ich direkt den Malprozess vor? Führe ich einen angefangenen Zyklus zu bestimmter Musik oder mit bestimmten Leinwandformaten weiter? Beschäftigt mich ein neuer Zyklus, eine neue Musik? Habe ich einen Kundenauftrag, einen Bildwunsch zu einer bestimmten Musik für einen definierten Raum? Sind Arbeiten für eine geplante Ausstellung auszuführen? Arbeite ich heute mit Ölfarben oder mit Acrylfarben und Pigmenten? Habe ich bereits Farben vor meinen inneren Augen, welche sich aufdrängen? Wenn ich dann soweit bin, arbeite ich stets sehr intensiv und fokussiert. Manchen erscheint meine intensive Arbeit wie ein Sprintlauf – von Zeit zu Zeit setze ich mich in etwas Distanz hin und scanne die Farbflächen in allen Richtungen, drehe die Arbeit auf alle Seiten und überprüfe sämtliche Flächen und Linien. Zwischendurch setze ich mich in den Stuhl auf meiner Terrasse vor dem Atelier und schaue in die fantastischen Landschaften und die Weite, die bei guter Sicht die bernische und freiburgische Alpenkette zum Greifen nah erscheinen lassen. Hier, vor dieser phantastischen Kulisse, entstehen im Reflektieren und Bewegen viele meiner Ideen für neue Themen und Projekte.
Hören Sie Musik oder andere Klänge während Sie arbeiten? Wie beeinflusst das Ihre kreative Arbeit?
Musik ist eine sehr wichtige Inspirationsquelle für meine Bilder. Angefangen bei J.S. Bach über Pink Floyd zu Miles Davis und Chico Freeman – von Klassik über Pop/Rock zu Jazz ist Musik mein ständiger Begleiter. Die Musik spielt dann in einer Endlosschleife, bis das Bild vollendet ist. In jüngster Zeit male ich auch live zu Improvisationen von Chico Freeman, dem bekannten Saxophonspieler aus Chicago. Eines meiner neusten Projekte fand mit ihm und einem Mitmusiker live in meinem Atelier statt. Die Musiker improvisieren und ich male nur solange bis die Musik verklungen ist. Der Titel dieses Projekts lautet: Unfinished - Never Seen - Never Heard.
Gibt es ungewöhnliche oder persönlich bedeutsame Gegenstände in Ihrem Atelier, und welche Bedeutung haben sie für Sie?
In meinem Büro hängt das Selbstportrait meines Grossvaters als junger Mann, der mich mit seinem strengen und eindringlichen Blick beobachtet. Dieses über 100 Jahre alte Erbstück erinnert mich stets daran, dass die Leidenschaft zum farblichen Ausdruck bereits über Generationen hinweg schlummerte. Im Arbeitsbereich garantiert eine analoge Musikanlage mit Röhrenverstärker und entsprechenden Lautsprechern für ein hochwertiges Musikerlebnis –computergesteuert kann ich jede Musik meiner über zweitausend gespeicherten Musikalben abspielen und erklingen lassen. Dieser enorme Schatz konzentrierter Kompositionen in den unterschiedlichsten Musikstilen bedeutet mir sehr viel. Unscheinbar in der Fülle der vielen grossen Werke findet sich ein Bündel Federn, Fundstücke unzähliger Spaziergänge. Die Schönheit, Leichtigkeit und Zerbrechlichkeit dieser Fundstücke erinnern mich stets an die reiche Fülle und Endlichkeit unseres Daseins.
Was inspiriert Sie?
Nebst der Musik sind die Erfahrungen in der Natur bei Spaziergängen, auf Reisen, die Begegnungen und intensiven Gespräche mit der Familie, mit Freunden und Zufallsbegegnungen, Quellen der Inspiration für meine Bilder. Alle diese Eindrücke, Stimmungen, Gefühle, Gerüche und Geräusche lagern sich bei mir ein und tauchen unverhofft und ungerufen, urplötzlich in meinen Bildern auf.