Wo ist Ihr Atelier?

Mein Atelier befindet sich im schönen Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs.

Wie ist Ihr Atelier organisiert und wie würden Sie das Ambiente in Ihren Arbeitsräumen beschreiben?

In meinem Atelier herrscht ein kreatives Chaos, in dem ich trotzdem meine ganz spezielle Ordnung habe. Neben eigens konstruierter, flexibler Workstation zur Gemäldehalterung, liegen meine Farben auf dem Boden ausgelegt, damit ich sofort und spontan die Farbe finde, die ich brauche. Der Raum befindet sich im historischen Gebäude des Bahnhofs Rottweil – erbaut 1868. Im unteren Bereich des Bahnhofs ist die Bahnhofs-Schalterhalle, eine Bäckerei und die Café Bar. Der Publikumsverkehr und das Gefühl von Reisen und Dynamik findet sicherlich auch unbewusst in meinen Arbeiten Einzug. Und am Dachfenster meines Ateliers befindet sich ein Wespennest: Die anfangs lästigen geflügelten Besucher sind nun meine guten Bekannten geworden, die ebenso Einzug als Motive in meine Gemälde halten.

Wie können Ihre Werke dazu beitragen, die Atmosphäre eines Raumes zu definieren oder zu verändern?

Meine Kunstwerke sind unglaublich wirkungsstark, können den gesamten Raum einnehmen und Menschen in den Bann ziehen. Dies gilt für meine Klein- wie Großformate. Sie erheben einen Raum zu einem Ort der puren Inspirationskraft und die Aura, die von meinen Bildern ausgeht, wird von Betrachtern als sehr intensiv empfunden. Dabei kommt es auf den persönlichen Bezug zum Werk an, welche Empfindung im Vordergrund steht. Das kann von fasziniert über erschüttert bis begeistert sein. Die Motive sind durch meine ureigene Malweise „Nova Creatura“ kultur-, zeit- und raumübergreifend erlebbar. Dabei kombiniere ich verschiedene Malstile, wie Surrealismus, Barock, Post-Impressionismus und Grafikdesign und verzahne sie zu einer traumhaften Einheit, die man so noch nie gesehen hat. In meinen Werken thematisiere ich die existenziellen Fragen aus Religion, Psychologie und Philosophie, die alle Menschen betreffen. In Verbindung mit meiner visionären Malweise entsteht ein viszeraler Effekt, der beim Betrachter sofort eine tiefe Empfindung auslöst und zum Ergründen und Erleben von Begeisterung, Freude und Hoffnung einlädt. Ausstellungsbesucher aus Ghana, Venezuela, der Ukraine und Mexiko waren beispielsweise ebenso emotional ergriffen, wie deutsche Besucherinnen und Besucher.
Welche Materialien und Techniken bevorzugen Sie, und wie könnten diese die Atmosphäre eines Raumes beeinflussen?

Ich bevorzuge eine pastöse Malweise mit sehr vielen Schichten. Aktuell ermöglicht mir eine Mixed Media-Technik aus Acryl- und Gouache auf Leinwand aus Baumwolle oder Leinen ein schnelles Auftragen von sehr vielen Schichten in kurzer Zeit. Durch den Effekt der Vielschichtigkeit bekommen die Werke eine unglaubliche inhaltliche Tiefe und einen Realismus, was Betrachter im Raum sofort spüren und zum Gemälde buchstäblich hingezogen werden. Die Stimmung im Raum wird plötzlich durch starke Neugierde und Faszination für das Werk bestimmt. Meine Motive haben immer einen hohen naturalistischen Anteil, der von abstrakten Elementen unterbrochen und durch kontrastreiches Farbspiel sowie dynamische Kompositionen noch lebendiger erscheint – meine gemalten Szenerien entwickeln ein Eigenleben, was aus einem Raum einen Ort der lebendigen Vielfalt und Lebensfülle macht. Die Technik der Lichtführung aus dem Barock ist ein Stilmittel, das ich gerne benutze, um den Blick des Betrachters zu lenken und eine unglaublich starke Fokussierung auf bestimmte bedeutungsstarke Elemente zu erzielen. Es entsteht eine Konzentration an Energie, die man förmlich greifen kann. In meinen Bildern finden sich auch oft sehr viele Einzelmotive, die zwar symbolisch aufgeladen, aber undeutbar sind. Hierdurch wird der Betrachter angeregt auf Entdeckungsreise im Bild zu gehen, und die Geheimnisse im Gemälde zu enträtseln. Es entsteht eine mystische, geheimnisvolle Atmosphäre und der gesamte Raum erhält durch das Kunstwerk eine geradezu sakrale Bedeutung.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus, und haben Sie bestimmte Routinen, die Sie als essentiell für Ihre Produktivität betrachten?

Ich bin morgens und spät abends sehr produktiv. Typischerweise, wenn ich gerade an einem Kunstwerk arbeite, fahre ich ins Atelier und hole mir vorher eine Butterbrezel sowie einen Café, bevor ich anfange. Wenn ich dann meinen Blaumann anziehe, bin ich im Arbeitsmodus und es geht los. Dabei fange ich nicht unbedingt gleich an zu malen, sondern ich kann auch ein paar Stunden erst einmal nach Inspiration suchen und überlege, wie ich das aktuelle Bild konkret weiterentwickle. Dann wird jeder kommende Pinselstrich geplant und mit größtmöglicher Präzision aufgetragen. An anderen Phasen im Gemälde ist der spontane Ausdruck entscheidend und ich lasse durch kraftvolle, freie Pinselstriche neue Ebenen entstehen. Es kommt auf den Projektstand an und in welcher Phase ich mich mit dem Werk befinde. Dabei ist es oft ein Ringen mit dem Kunstwerk und ich gehe durch alle möglichen Emotionen, die ich dann in meiner Kunst banne. Das ist manchmal harter Kampf, manchmal wunderbarer Traum. Einfach ist es nie (lacht). Dieser schwierige Prozess ist aber oft nötig, damit es wirklich gut wird.

Hören Sie Musik oder andere Klänge während Sie arbeiten? Wie beeinflusst das Ihre kreative Arbeit?


Ich höre sehr gerne Musik, von Death Metal über Flamenco bis Neoklassik. Im Atelier klingt dann manchmal Bolt Thrower oder Agnes Obel – und dann wieder Pop Songs. Je nach Stimmung. Die Musik bringt mich dann oft in einen Flow, der sich dann durchaus im Bild widerspiegelt. Das merkt man dann daran, dass es manchmal düstere Anteile im Gemälde sind, die ja letztendlich auch in mir sind. Und wenn Sie diese Teile im Bild erkennen, dann sehen Sie auch ihre entsprechenden Anteile. Das gilt ebenso für die hellen oder fröhlichen Teile in meinen Bildern. All das findet Ausdruck in meiner Kunst.

Gibt es ungewöhnliche oder persönlich bedeutsame Gegenstände in Ihrem Atelier, und welche Bedeutung haben sie für Sie?

Mein Blaumann ist für mich bedeutend geworden. Wenn ich ihn anziehe, schlüpfe ich in die Rolle des Arbeitstiers. Meine selbstgebaute Workstation ist sicherlich auch ungewöhnlich. Das ist eine Art mobile Staffelei, die aus zwei separaten Stützkonstruktionen besteht und für jedes Format anpassbar ist. Dort platziere ich meine Bilder drauf, egal welche Größe. Ich bin ja auch ziemlich groß und kann dadurch im Stehen Arbeiten. Mein Rücken dankt es mir (lacht).

Was inspiriert Sie?

Eine breite Palette von faszinierenden Künstlern, wie zum Beispiel Caspar David Friedrich, Ernst Fuchs, Jonas Burgert, aber auch Koryphäen aus der Musik, wie Paco de Lucia, Andrés Segovia, Augustín Barrios oder Hans Zimmer. Visionäre Filmemacher, wie Alejandro Jodorowsky, Stanley Kubrick oder Andrei Tarkovsky sind auch eine große Inspirationsquelle für mich. Ich möchte auch bekannte Modeillustratoren hier anführen: René Gruau und David Downton. Ebenso habe ich ein Faible für Typografie und Kalligrafie, deswegen finde ich Friedrich Forssmann und Karl Blaschke auch großartig. Der reichhaltige Schatz der Wissenschaften Philosophie, Psychologie und Religion ist für mich ein ebenso großer Fundus für unglaubliche Ideen. Sei es Carl Jung, Ludwig Wittgenstein, aber auch beispielsweise die spannende Welt der nordische Mythologie. In der Natur finde ich auch immer wieder Anregungen. Seien es die leuchtenden Farben in den Weinbergen meiner Heimatregion an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz mit ihren intensiven Grün-, Violett- und Gelbtönen oder die rauen Kalkfelsen in der Schwäbischen Alb mit ihrer gewaltigen Erscheinung und übermächtigen Schönheit. Viel Inspiration kommt auch aus meinen eigenen Träumen, die oftmals die faszinierendsten Bilder, Botschaften und Geschichten bereithalten.

Fotos: Alexandra Specker

Kunstwerke und weitere Informationen: www.baldurgaloor.com